23.2.06

Die Wandlung zum "Freighterdog"

Die Umschulung auf die MD11 ging ganz normal los, wie auch die Schulung auf die 737 ursprünglich begann:

Alle Teilnehmer versammelten sich in einem Lehrsaal...

Damit fing mein Problem an: Es war Juni, es war warm, und am Himmel standen die feinsten Cumulus-Wolken, die man sich vorstellen kann
(Für einen ursprünglich aus dem Segelflug kommenden ist dies so ziemlich die Horrorvorstellung:
Während da draußen selbstverständlich alles, was Flügel und keinen Motor hat, für Stunden in der Luft blieb, durfte ich mir freundliche Willkommensreden anhören... Ich mache nie mehr ein Type-Rating im Sommer!!!).

Doch irgendwann siegte die Vorfreude auf das Neue und die weite Welt!

Nach drei Tagen Theorie ging es dann gleich in den Simulator:
Das war für mich als eingefleischter Boeing-Flieger erst mal etwas ganz Neues;
war ich es doch von der Boeing gewöhnt, erstmal für zwei Wochen ausführlich den theoretischen Hintergrund meines Flugzeuges kennenzulernen, um mich dann ganz auf die Fliegerei im Simulator zu konzentrieren.

Bei der MD11 hatte man sich in der Trainingsabteilung jedoch das "Integrated Type Rating" von Airbus abgeschaut.
Dies bedeutete, am Tag vorher durfte ich mir mittels eines Computerprogrammes die theoretischen Grundlagen der jeweils folgenden Simulatorschicht ansehen, um dies dann am nächsten Tag praktisch anzuwenden.

Beide Ansätze haben m. E. Vor- und Nachteile: Größere Übersicht über die Gesamtzusammenhänge steht einem besseren Verständnis durch direkte praktische Anwendung gegenüber.

Im Simulator waren wir dann zu fünft jeweils zwei Zweierteams bestehend aus "Schülern" und ein Checker bzw. Trainings-FO ("Lehrer").
Der Ablauf war immer:
1 h Briefing
2 h Simulator für Team 1, während Team 2 sich die Zeit anderweitig vertreibt.
2 h Simulator für Team 2, während Team 1 s. o....
1 h Debriefing

Somit gab es für jedes Team immer jeden Tag mind. zwei Stunden zu überbrücken:
Anfangs gingen wir noch zum Lernen in den sogenannten "Papiertiger" (das ist ein aus Instrumentenphotos bestehender Nachbau des MD11-Cockpits, wo man einfach auswendig zu lernenden Verfahren "bimsen" kann, auch "Griffe klopfen" genannt...).

Dann entdeckten wir jedoch den Asia-Imbiss vor der Ankunftshalle des Flughafen: Hier ließ sich einfach ganz vortrefflich von der weiten Welt träumen. Wir malten uns gegenseitig aus, was alles noch so kulinarisch in der Welt zu entdecken sei.
Auch eine Art der Fortbildung....;-))

Auch beim Lehrpersonal gab es einiges zu entdecken:
War ich von der Passage meistens etwas gesetztere Checker gewöhnt, kam unser Prüfer für den abschließenden Simulator-Check etwa mit folgendem Kommentar in das Briefing:
"Entschuldigt die Verspätung: Jetzt bin ich doch mit der Ducati am Wochenende noch am Hockenheimring gewesen und habe die Rennübersetzung noch nicht gewechselt, da rennt sie schon bei 230 km/h in den Drehzahlbegrenzer, da habe ich es einfach nicht mehr pünktlich geschafft..."

Nachdem wir die notwendigen Simulatorschichten hinter uns hatten, kam "endlich" das Landetraining, aber dazu später mehr...