Fluggesellschaften rechnen ja gerne in Siebteln...
So bedeutet eine 5/7-Bedienung eines Zielortes, daß dieser an fünf Tagen der Woche angeflogen wird.
Für die fliegenden Angestellten dieser Airline bedeutet dies nun, daß es auch Umläufe geben muss, die entweder mehr als 24 h Aufenthalt am Zielort oder einen Deadheadflug irgendwoanders hin umfassen (Schließlich kommt an den verbleibenden 2/7 kein Flugzeug an diesem Ziel vorbei.
Bisher bediente mein Arbeitgeber das Ziel Nairobi mit 7/7. Das ergab folgende Umläufe als Crew:
Tag 1:
Abends Abflug aus D
Tag 2:
Morgens Ankunft in Nairobi
Tag 3:
Morgens Weiterflug nach Johannesburg und zurück nach Nairobi. Abends also wieder Ankunft in Nairobi.
Tag 4:
Abends Rückflug aus Nairobi nach D
Tag 5:
Morgens Ankunft in D
Dieser Umlauf umfasste zwar zwei durchflogene Nächte, aber hatte auch etwas "Erholungszeit" vor Ort.
Seit Sommerflugplan wird Nairobi nun mit 8/7 bedient. D. h. an einem Tag der Woche fliegen nun zwei Flieger nach Nairobi...
Und genau diesen zusätzlichen Flug hatte ich nun:
"Gibt es noch natürliches Licht in dieser Welt?"
Diese Frage stellte sich mir anlässlich dieses Umlaufes:
Montag abend 2115 Uhr
Check-In zum Flug nach Nairobi.
Während des Fluges merke ich meine zunehmende Müdigkeit. Irgendwo über dem Sudan kämpfe ich verzweifelt gegen den Sekundenschlaf.
Erst das einsetzende Adrenalin zu Beginn des Sinkfluges lässt mich ein wenig wacher werden...
Dienstag morgen 0730 Uhr Ortszeit Nairobi
Ankunft in Nairobi
Wer die Verkehrsverhältnisse Nairobis kennt, weiß, daß um diese Zeit die, sonst ca. 20 Minuten dauernde, Fahrt in die Stadt durch den Berufsverkehr geringfügig länger wird...
Kommt wie in unserem Fall auch noch Regen hinzu, so ist das Chaos perfekt.
Ich schlafe bereits im Bus ein und werde nur ab und an vom Klopfen der Bettler an den Scheiben geweckt.
Nach 1,5h sind wir am Hotel.
In der Rezeption erfahren wir, daß man um diese Stunde anscheinend gar nicht mit uns gerechnet habe (Der Umlauf existiert ja nun auch erst seit zwei Wochen...) und daher seien die Zimmer noch nicht fertig:
Nur mit Mühe unterdrücke ich die in mir aufkommende Lust, den Weg zu meinem Bett mit Gewalt freizumachen...
Nach 20 Minuten Wartezeit ist mein Zimmer fertig.
Es ist nun 1000 Uhr Ortszeit. Ich sinke wie ein Stein in mein Bett und schlafe innerhalb von Millisekunden ein.
Um 1030 Uhr werde ich von einem Zimmerkellner geweckt, der gerne meine Minibar überprüfen möchte und der das "not" im aufgehängten "Do not disturb"-Schild an der Zimmertüre anscheinend überlesen hat...
Gegen 1100 Uhr halten die überaus freundlichen Zimmermädchen ihrem kommunikativen Naturell folgend einen langdauernden Schwatz im Zimmer nebenan.
Spätestens jetzt weiß ich, warum Schlafentzug auch gerne als Foltermittel verwendet wird.
Die folgenden Putzaktionen mit den Staubsaugern der Marken "Vulkan" oder "Helljet" höre ich nur noch im Halbschlaf (Wenn Geräuschentwicklung ein Maß für Saugkraft darstellt, so handelt es sich hierbei um Industriestaubsauger, die selbst den Hochofen von Thyssen-Krupp in Dortmund-Applerbeck in klinisch reinem Zustand hinterlassen würden...).
Da kein anderes Zimmer verfügbar war, habe ich natürlich ein Zimmer zur Straße, aber das mit dem Berufsverkehr hatten wir ja schon...
Um 1815 Uhr werde ich dann vom Telefon geweckt: In einer Stunde ist Pickup für den Rückflug nach D. Wieder geht es durch die Nacht, aber diesmal nach Hause.
Von Nairobi habe ich gar nichts gesehen. Noch nicht einmal bis zum Pool habe ich es geschafft (Bei dem Regen auch nicht unbedingt erstrebenswert.). Lediglich ein Hotelzimmer habe ich von innen gesehen. Welcome to Kenia...