23.5.06

Der Letzte macht das Licht aus!

Liebe Leserinnen und Leser,

vielen Dank dafür, daß Sie mich auf diesem Blog durch die Höhen und Tiefen meiner Frachtflugzeit begleitet haben! Vielen Dank auch für die vielen aufmunternden Kommentare!

Da meine Zeit auf der Fracht heute zuende gegangen ist und morgen mein Kapitänstraining beginnt, wird dies der letzte Beitrag in diesem Blog sein.

Ich würde mich freuen, wenn ich vielleicht den ein oder anderen von Ihnen für mein neues Blog interessieren kann.

Ansonsten wünsche ich Ihnen allen alles Gute und bedanke mich für die schöne Zeit!

Viele Grüße,

Golfox

P. S.: Selbstverständlich lasse ich dieses Blog gerne weiter bestehen, so daß sie nach Herzenslust darin weiter stöbern können. Auch Kommentare werde ich weiterhin bekommen und lesen. Also scheuen Sie sich nicht, auch gerne zu älteren Beiträgen Ihre Meinung zu schreiben! Ich freue mich über jeden Kommentar!

Auf Wiedersehen Fracht...

Vor mir liegt ein Tagflug Nairobi - Johannesburg - Nairobi.
Der Wettergott will mir anscheinend meinen Abschied möglichst erschweren und zaubert einen traumhaften "Segelfliegerhimmel" über Nairobi.

Im Abflug winkt von weitem der Killimanjaro.


Und südlich Nairobi geht es über ein paar schöne "Kegelberge".


Einige Zeit nach Passieren des Malawi-See und Harares kommt auch schon der Grenzfluss zu Südafrika in Sicht.


Dahinter befinden sich diverse bewässerte Felder, die von oben aussehen wie ein gefundenes Fressen für Herrn von Däniken.


In Johannesburg geht das Umladen, wie üblich, schnell und effektiv vonstatten. Das gibt mir die Gelegenheit für ein paar Bodenfotos:

Es ist jedesmal wieder erstaunlich, wieviel Gewusel ums so einen Frachter herum stattfindet.




Was ich allerdings bedenklich finde ist die ausufernde Bürokratie! Der gezeigte Behälter enthält ausschließlich Frachtpapiere...


Eindeutig eine MD11...;-)):


Auf dem Rückflug von Johannesburg ist der Flieger wie immer leicht. Die Amerikaner sagen zu soetwas meist sehr treffend: "She is climbing like a homesick angel...".


Der Rückweg führt dann durch die afrikanische Nacht:



Nach gut drei Stunden Flug sind wir zurück in Nairobi.

Der nächste Tag ist ein "Pool-Tag":


Am Abend geht es dann auf meinen letzten Flug. Wie üblich ist der Flieger ex Nairobi recht vollgepackt. Und es geht durch die dunkle afrikanische Nacht, wo der schwarze Kontinent seinem Namen alle Ehre macht.
Erst über Athen (im Vordergrund) geht die Sonne auf:


Nach acht Stunden Kampf mit dem Schlaf erreichen wir D.
Meine letzte Landung mit der Diva wir durch den herrschenden Seitenwind nochmal spannend.
An der Parkposition bleibt nur noch ein kleiner sehnsüchtiger Blick aus dem Crewbus zurück, aber die Diva ist schon wieder mit anderen Dingen beschäftigt...:


Und damit ist meine Zeit der Frachtfliegerei leider beendet...

Hotels

Durch meinen Beruf verbringe ich meist mahr als die Hälfte der Nächte eines Monats im Hotel. Daurch bin ich, so glaube ich, teilweise recht kritisch gegenüber Hotels geworden und stelle recht hohe Ansprüche an die Qualität einer Übernachtung (schließlich ist das Hotel ja für mich eine Art zuhause für unterwegs).

Seltsamerweise fällt das Hotel in Nairobi eigentlich objektiv gesehen nicht unbedingt in meinen Kriterienkatalog einer "perfekten" Übernachtungsstätte: Es ist machmal ein wenig chaotisch, die Zimmer nicht unbedingt leise und an vielen kleinen Details lässt es an Perfektion mangeln.
Trotzdem ist es für mich in der letzten Zeit in meiner persönlichen Hotelfavoritenliste auf Platz 3 nach den Hotels in Budapest und am Comer See aufgestiegen.

Der Grund sind die Angestellten: Ich wurde selten in Hotels stets so freundlich und nett begrüßt, meine Anliegen immer wieder mit einem Lächeln bearbeitet und die Freundlichkeit wirkte nie aufgesetzt. Im Gegensatz zu den weltweit überall gleichen und sterilen Marriotts, Hilton etc. wusste ich hier jedesmal beim Aufwachen, wo ich bin! Und seltsamerweise machen mir in einem solchen Hotel dann eine klemmende Schranktür oder ein nicht funktionierender Safe oder ähnliche Kleinigkeiten auf einmal nichts mehr aus...
Ich werde dieses "home away from home" vermissen!

22.5.06

Abschied in Raten

Nun hat er also begonnen, mein letzter Umlauf mit der "Diva"...
Um 0015 Uhr war Check-In für den Flug nach Nairobi. Üblicherweise schlafe ich vor dem Umlauf wenigsten ein paar Stunden "vor". Dieses mal jedoch, war der Tag angesichts der bevorstehenden Umschulung gespickt mit tausenden Aktivitäten... Und auch vor dem Flug konnte ich nicht mehr allzuviel schlafen, da mir tausende Gedanken durch den Kopf rasten.

Das rächte sich dann über Südägypten, wo ich der Müdigkeit Ihren Tribut zollen musste.

Es musste also etwas "Galleygymnastik" her: Es ist einfach wunderbar, sich ungestört in der Küche zu jedem beliebigen Zeitpunkt ein Mahl bereiten zu können bzw. mal die Glieder ein wenig zu strecken. Kein Passagier ist erstaunt über die komischen Verrenkungen, die der Copilot da gerade vollführt... Ich glaube, das werde ich vermissen bei der "Passage".


Nach der Landung falle ich im Hotel, wie üblich, wie ein Stein ins Bett.

Für den Abend habe ich mich mit meinem Kapitän zum Essen verabredet. Wir fahren zum Auftakt zum "Aero Club of East Africa" am Wilson Airport.
Dies ist ein kleiner, für Afrika recht typischer Flugplatz:
Es gibt eine lange Landebahn, aber nur wenig großes Fluggerät. Das größte Gerät ist meist eine Cessna Caravan oder eine Twin Otter, dafür aber glänzt der Platz mit regem Betrieb und es ist für mich als Aviatiker eine wahre Wonne, dem Treiben zuzusehen.

Neben dem Rollfeld betreibt der Aero Club eine dieser wunderschönen "Fliegerbars":
In der aus aus grobem, aber feinlasiertem, Holz gezimmerten Behausung (es erinnert fast an die Edelausgabe eines Blockhauses) sammelt sich alles, was das Fliegerherz begehrt:
Ein schöner Billardtisch lädt zu einem gemütliche Spiel ein, ein riesiger alter Flugzeugmotor ziert feinstens reaturiert die Mitte des Raumes, die Wände hängen voll mit Propellern, alten Instrumenten und unzähligen Wappen von allerlei Gastvereinen, die hier bereits einmal weilten.

Neben einladenden Sitzgruppen gibt es noch die obligatorische Theke, die uns magisch anzieht. Hier trifft und sammelt sich alles nach beendetem Flugbetrieb, um den Tag bei einer kleinen Hopfenkaltschale und viel Fliegergarn ausklingen zu lassen.
Nach der durchflogenen Nacht schmeckt das Bier einfach köstlich!

Nach diesem Auftaktdrink begeben wir uns ins nahegelegene Carnivore.


Hierbei handelt es sich um ein Restaurant mit einem große Grill in der Mitte, auf dem alles an Fleisch geröstet wird, was der afrikanische Kontinent so hergibt.

Kellner kommen dann mit köstlichen Spießen an den Tischen vorbei und schnippeln die frisch gegrillten Köstlichkeiten direkt auf den Teller des Gastes.

Ich gebe zu, das Lokal ist hauptsächlich von Touristen angesteuert und sicherlich nicht das typische afrikanische Restaurant, aber das Essen ist gut, die Atmosphäre nett und das Personal freundliche und aufmerksam... Ich habe mich dort immer sehr wohlgefühlt. Somit war dies ein Pflichtpunkt in meinem "Nairobi-Abschied"...

Am nächsten Tag stand dann der Tagflug Nairobi - Johannesburg - Nairobi an. Dazu später mehr, wenn ich wieder zuhause mit einer schnellen Internetverbindung meine Photos hochladen kann... Hier in Nairobi kriege ich gerade lange Zähne...

18.5.06

Arbeitswut??

Ankunft in D. Vor dem Abflug in Sharjah fragte mich mein Kapitän, ob ich außer der Reihe noch diesen Flug fliegen wolle. Schließlich hätte ich angesichts meines bald anstehenden Wechsels nur noch wenige Flüge auf der MD11 vor mir.

Ich lasse meinem gerade aus dem Urlaub gekommenen Kapitän gerne den Vortritt, schließlich will er sich auch ganz gerne wieder etwas "einfliegen".

In D angekommen schalte ich mein Mobiltelefon ein und höre folgende Nachricht: "Hallo Herr Golfox. Die Einsatzplanung hier. Da sie ja nächste Woche in ihren Kapitänslehrgang gehen, haben wir ihren Nairobi-Umlauf für das Wochenende rausgenommen. Sie haben stattdessen frei bis zum Lehrgangsbeginn.".

Normalerweise würde ich mich nun freuen, ein paar freie Tage zusätzlich zu erhalten, nur das sollte jetzt mein letzter Flug auf der MD11 gewesen sein? Einfach so?

Nein, der Abschied von einer Diva darf einfach nichts so sang- und klanglos vorbeigehen!

Also ging ich nach Ankunft im Crewbüro schleunigst zur Einsatzplanung und bettelte und flehte darum, doch noch den ursprünglich geplanten Umlauf fliegen zu dürfen...

Kommentar des Einsatzplaners: "Das habe ich auch selten erlebt, daß hier jemand steht und um Arbeit bettelt... Eigentlich sollten wir sie lieber hier behalten!"

Überraschung...

Nach einigen Stunden Schlaf in Sharjah, weckte mich der Anruf eines guten Bekannten, der als Fluglotse in Sharjah arbeitet.

Wir verabredeten uns für eine Fahrt nach Dubai, um gemeinsam im Aviation Club ein wenig essen zu gehen.

Nun denkt der ein oder andere Leser vielleicht beim Aviation Club handele es sich um einen dieser typisch britischen elitären Zirkel, die sich in mit Ledersesseln vollgestellten Räumen bei Whiskey und Kaminfeuer treffen. Nicht jedoch hier:

In Dubai dürfen lediglich Vier- oder Fünf-Serne-Hotels Alkohol ausschenken. Eine Ausnahme gibt es für Clublokale.

Also hat ein pfiffiger Geschäftsmensch ein ganzes Viertel zum "Clubheim" erklärt und dort diverse Restaurants und Kneipen untergebracht.

Mitten beim Essen klingelte auf einmal mein Telefon und eine freundliche Stimme aus dem Hauptquartier meines Arbeitgebers teilte mir mit, daß ich für ein Kapitänstraining eingeteilt würde. Der Kurs würde Mitte kommender Woche beginnen...

Das kam für mich etwas überraschend, denn mit einem solchen Schritt hatte ich doch erst in ein paar Jahren gerechnet.
Allerdings sucht derzeit eine Lowcost-Passagier-Airline, für die mein Arbeitgeber das Cockpit-Personal stellt, gerade Leute für ihre neu bestellten A320-Flugzeuge.

Diese schöne Nachricht haben wir dann gleich im "Irish Village" (Teil des Aviation Club, vermute mal, das ging bei der Genehmigung als irische Brauchtumspflege durch) bei einem Glas schwarzen irischen Gerstensaftes gefeiert!

Dies bedeutet für mich allerdings den Abschied von der Fracht, was mich mit einem weinenden Auge zurücklässt. Ich werde nun am Wochenende noch einen Umlauf nach Nairobi fliegen und dann wird meine Zeit auf der MD11 wohl endgültig vorbei sein...

Aus diesem Grund wird es jetzt nur noch einige wenige Einträge in diesem Blog geben.
Ich möchte mich daher schon mal bei Ihnen allen Bedanken für die treue Leserschaft und die vielen freundlichen Kommentare!

Selbstverständlich werde ich von meinem Kapitänstraining auch in Blog-Form berichten.
Es würde mich freuen, den ein oder anderen Leser auch auf meinem neuen Blog begrüßen zu können!

Über die Dörfer...

"Typisch Fracht...! Wenn an irgendeiner Milchkanne in der Welt mal wieder eine Palette rumsteht, dann fliegen wir dahin und holen sie ab..." war der Ausspruch eines Kapitäns.

Und auf dem Rückweg von Bangalore wusste ich, was er damit gemeint hatte.
Eigentlich war geplant, daß wir von Bangalore über Chennai nach Sharjah fliegen.
Kurz vor dem Umlauf wurde anscheinend noch etwas Fracht in Karachi entdeckt, die ihrer Beförderung harrte.

Da schlaue Menschen nun ausgerechnet hatten, daß es sich nicht lohnt, eine leere MD11 nach Karachi zu schicken, um einige wenige Frachtpaletten dort abzuholen, wurde nun unser Umlauf auserkoren, die dort lagernde Fracht mitzunehmen, denn Karachi liegt ja quasi auf dem Weg von Chennai nach Sharjah...

Das bedeutet für uns, daß wir mitten in der Nacht von Bangalore nach Chennai flogen, zwei Stunden umladen, dann nach Karachi, dort auch wieder 1,5 h Laden, um schlussendlich gegen Mittag in Sharjah zu landen.

Im Anflug auf Sharjah ereilten mich dann langsam die Halluzinationen: Ich sah immer wieder ein schönes, ruhiges und gepolstertes Bett vor mir, das von einer sanften frischen Brise umweht wird...

In solchen Momenten wird dann die schon mal erwähnte Laufbahn im städtischen Kommunalverwaltungsdienst wirklich attraktiv!

Lal Bagh

Der Lal Bagh Botanical Garden ist ein fast 100 ha großer Park mitten in Bangalore und ist für mich fast ein Symbol Indiens.

Eine wirklich schöne tropische Vegetation befindet sich in "indisch gepflegtem Zustand", sprich überall wird irgendwas gemacht, das Pflaster der Wege ist mit diversen Baustellen übersät, aber alles wirkt etwas "unkoordiniert". Trotzdem ist die Landschaft einfach wunderbar.

Auch der wunderschöne Glaspalast könnte mal wieder einen Fensterputzer gebrauchen.



Dafür wird der Park von vielen Familien bevölkert und überall sind gut gelaunte Menschen dabei, herumzuwnadern, zu essen oder einfach nur im Schatten zu liegen und zu lesen.

Ich lasse mich auf einer Bank im Schatten nieder, genieße das bunte (und das meine ich angesichts der kunterbunten Saris durchaus wörtlich) Gewusel.

Bei meinem späteren Rundgang durch den Park springen mir zwei Jungs ins Bild, als ich gerade ein paar Aufnahmen mache:


Als sie sehen, daß ich fotografiere kommen sie lachend auf mich zugerannt und machen mir per Zeichensprache klar, daß ich sie doch bitte fotografieren möge.
Dem komme ich auch gerne nach und beide drängen sich sofort an meine Kamera, um das Ergebnis zu betrachten. Sofort schießen mir Gedanken durch den Kopf von irgendwelchen jugendlichen Taschendiebbanden, die Touristen beklauen. Aber es stellt sich heraus, daß die zwei einfach lustig rauf sind und mit vielen Faxen vor der Kamera posieren.

Eigentlich schade, daß inzwischen die Vorsicht soviele innerliche Schranken aus Misstrauen in einem aufgebaut hat!

An einer Brücke über einen Seezulauf sehe ich dann eine kleine Menschentraube.


Der schwarze Fleck im Wasser entpuppte als Fischschwarm.


Hier war also gerade Fische füttern angesagt. Ich habe in meinem Leben noch nie soviele Fische in lebenden Zustand außerhalb eines Fischernetzes auf so kleinem Raum gesehen. Das Wasser "kochte" bei jedem Futterwurf vor Fisch...

Beim Gang zum Ausgang sah ich dann noch die klassische Büropflanze:

Allerdings war dieses Exemplar höchstens für die Büros von Vorstandsvorsitzenden internationaler Großkonzerne oder afrikanischer Diktatoren geeignet:

Jetzt ging es zurück zum Hotel, denn um 0030 Uhr in der Nacht war schon wieder wecken angesagt und ich wollte noch ein paar Stunden Schlaf vor dem "Höllenritt" nach Sharjah bekommen.

Auto-Rickshaws und ihre Lenker

Am nächsten Tag hatte ich mir einen Besuch im "Lal Bagh" vorgenommen, das ist ein riesiger Park mitten in Bangalore.

Ich stürzte mich also todesmutig in den indischen Verkehrsstrom.


Nun suchte ich mir eine "Auto-Rickshaw" und das übliche Spiel begann:




Der Fahrer nannte als Fahrpreis 100 Rupees. Ich bestand jedoch darauf, das Taxameter zu benutzen. Nun entsponn sich eine längere Tirade des Fahrers über den Unsinn eines solchen Gerätes und daß sein Festpreis doch viel günstiger sei.

Daraufhin verließ ich das Gefährt direkt wieder und suchte den nächsten Kollegen auf. Dieser schlug nun erstmal einen Preis von 75 Rupees für die Strecke vor...

Nach meinem Einwand, daß ich diese Diskussion bereits geführt hätte, ließ er sich darauf ein, das Taxameter einzuschalten: "...But we have to go by the handcraft emporium. It's on the way, Sir. Very cheap prices!".

Da ich nun überhaupt keine Lust auf shopping hatte und sich dieser Fahrer nun überhaupt nicht von seiner Idee des Zwischenstops abbringen ließ (Ich muss erklärenderweise hinzufügen, daß Taxifahrer in Indien von Geschäftsinhaber Provision bekommen, wenn sie Kunden in ihrem Laden abliefern...), wechselte ich erneut das Gefährt.

Der dritte Fahrer schaltete sein Taxameter ein und brachte mich auf direktem Weg zum "Lal Bagh". Auf der Uhr standen schließlich 32 Rupees... Er hatte sich ein ordentliches Trinkgeld verdient.

Hotel- und Nachtleben in Bangalore

Nach einer abendlichen Ankunft in Bangalore war ich war ich einfach froh, in das gemütliche Bett eines wirklich schönen Hotels fallen zu können.

Das ist etwas, was mich in Indien immer wieder überrascht, nach einer Fahrt durch ein Verkehrschaos sondergleichen, gelangt man in ein Hotel, da wirklich seines gleichen sucht und einfach eine Oase der Ruhe und Ordnung mitten in einer chaotischen Stadt darstellt.

Den ersten Tag in Bangalore habe ich einfach alle Annehmlichkeiten dieser "Oase" genossen:

Ich habe mich mit etwas Lesestoff auf den Balkon meines Zimmers gesetzt und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen...

Zwischen durch servierte der freundliche Etagenkellner noch einen stilvollen Fünf-Uhr-Tee mit den von mir geliebten Kardamon-Keksen.

So war ich gut vorbereitet für den anstehenden Abend mit meinem Kapitän.

Wir stärkten uns bei einem klassischen indischen Mal mit vielen Schüsseln diverser Leckereien.
Ich bin inzwischen zu einem Fan indischen Essens geworden, auch wenn ich danach meine Geschmacksknospen meist wegen der scharfen Gewürze nicht mehr spüre.

Hier hatte jedoch mein Kapitän eine gute Aushilfe: Es gibt ein leckeres Joghurt-Gericht (der Name ist mir dummerweise entfallen, vielleicht weiß einer von Ihnen da Bescheid?), das einfach Wunder wirkt. Nach einem Löffel davon ist sämtliches Brennen im Mund sofort wieder vergangen und man ist bereits für die nächste "Gewürzattacke"...;-)

Anschließend genossen wir noch etwas Musik im "Zero-G" und "13th floor", das sind beides offene "Dachbars". Die Bars befinden sich jeweils im obersten Stock eines Hochhauses, sind offen und man sitzt quasi auf einem riesigen Balkon und schaut auf die Stadt herab.

Zufällig fand sogar noch ein kleines Feuerwerk statt, was den schönen Anblick der funkelnden Stadt komplettierte.

Leider schloss auch das "13th floor" zu der, anscheinend von den britischen Kolonialherren übernommenen, ehernen Sperrstunde von 2300 Uhr...

Also blieb nur der Rückweg ins Hotel und noch ein Abschlussbier auf dem Balkon.

16.5.06

Indien - des einen Freud des anderen Leid

Nach dem beschriebenen hin und her kamen wir schlussendlich pünktlich in Indien an.

Es gibt wirklich wenige Ziele, die in der Kollegenschaft so engegengesetzte Reaktionen hervorrufen, wie Indien:

Die einen lieben Indien. Hierfür wird das gute Essen, die indische Freundlichkeit und die lockere Lebenseinstellung ins Feld geführt.

Die anderen hassen Indien. Hierfür wird das fürchterliche Essen, die indische Sturheit und Bürokratie und das unglaubliche Chaos ins Feld geführt...

Meine Ansicht hierzu: Two sides of the same coin, wie die Briten sagen (und die können sicherlich auf reichlich, mehr oder minder rühmliche, Indienerfahrung zurückblicken...).

Mehr dazu später...

Erstens kommt alles anders, zweitens als man denkt...

Frohen Mutes hatte ich vor einigen Tagen in D eingecheckt für meinen Flug nach Bangalore eingecheckt.

Bei Briefingbeginn stand ich jedoch alleine am Briefingtresen. Mein "Chef" hing noch im Stau auf der Autobahn fest.

Schon beim ersten Blick auf den Flugplan überfiel mich das Staunen:

Üblicherweise ist auf dem Weg nach Indien die Maschine recht leer und auf den Rückflügen nach D dafür "bis zum Stehkragen voll".

In meinem Fall jedoch war die Maschine "übervoll": Weit über 90 Tonnen Fracht warteten auf ihren Transport nach Indien.

Das Flugzeug besitzt ein höchstzulässiges Maximalgewicht. Die Differenz zwischen Maximalgewicht und dem Leergewicht (die Zuladung) kann nun sowohl für Fracht als auch für Kraftstoff genutzt werden.

Unter normalen Umständen können wir auf der Strecke knapp 80 Tonnen Fracht transportieren, der Rest wird für den Kraftstoff benötigt.

Hier hatten die Dispatcher (das sind die Kollegen, die den Flugplan erstellen) schon zu einem "Trick" gegriffen: Das Decision Point Procedure.

Anstatt den Flug direkt nach Bangalore zu planen, wird zuerst ein Flugplan bis Bombay erstellt.
Hierfür wird weniger Sprit benötigt. Es kann also mehr Fracht zugeladen werden.
Da die Verbrauchwerte des Fliegers sehr konservativ gerechnet sind, ist es fast immer so, daß nicht der gesamte Sprit auch wirklich benötigt wird und somit im Flugverlauf ein "Spritüberschuss" entsteht.

Aus diesem Grund wird nun ein weiterer Flugplan gerechnet: Von einem bestimmten Punkt vor Bombay bis Bangalore.

Stellt sich nun an diesem Punkt heraus, daß die im Tank verbliebene Spritmenge ausreicht, um sicher nach Bangalore zu kommen, so wird bis Bangalore geflogen, andernfalls in Bombay zwischengelandet.

Vermittels dieses Verfahrens konnten wir also fast 85 Tonnen Fracht mitnehmen.

Es war also nicht unbedingt eine triviale Planung. Mittlerweile war auch mein Chef eingetroffen und wir begaben uns zum Flieger.

Dort lief alles erstmal gut, bis kurz vor Abflug der Lademeister ins Cockpit kam und berichtete, daß eine Palette falsch ausgezeichnet war und deswegen schwerer als gerechnet war.

Nun ging es also darum, durch Ausladen von Fracht wieder auf das maximale Abfluggewicht zu kommen.

Nun stellt sich in so einem Fall die Frage, was ausgeladen werden soll.

Generell gibt es zwei Arten von Fracht:

1) Standby-Fracht

2) Express-Fracht bzw. neudeutsch "Time Definite Service"

Die Standby Fracht hat keine vorgegebenen Liefertermine. Sie fliegt einfach auf dem nächsten freien Flug mit.

Die Express-Fracht hingegen ist mit festen Lieferterminen versehen und genießt deswegen allerhöchste Priorität. Ein Versäumen dieses Termins ist für meinen Arbeitgeber nicht nur peinlich dem Kunden gegenüber, sondern zieht auch (berechtigterweise) solide finanzielle Forderungen des Kunden nach sich.
Aus diesem Grund geht vermutlich eher die Welt unter, als daß Express-Fracht "stehen bleibt"...;-)

Wir mussten also nun knapp eine Tonne wieder ausladen. Das Problem jetzt: Die normale Fracht war auf Paletten zusammengefasst, die fast alle im Gewichtsbereich > 4 Tonnen lagen und lediglich die Express-Fracht war in kleinere Einheiten aufgeteilt.

Also wurde eiligst eine Palette ausgeladen, neu aufgeteilt und eine neue Palette mit passendem Gewicht "gebaut"...

Und in der Zwischenzeit tickt der Zeiger der Uhr unweigerlich in Richtung Abflugzeit!

3 Minuten vor planmäßiger Abflugzeit kam dann ein verschwitzter Lademeister ins Cockpit und brachte die letzten Papiere über die endgültige Gewichtsverteilung.

Der Kunde wird von diesem Flug vermutlich nur die pünktliche Abflugzeit sehen und ihn als einen der üblichen Routineflüge betrachten...

7.5.06

Streckenerfahrungsflug - Teil 8

An unserem freien Tag in Sharjah sind wir per Mietwagen auf eine Tour Richtung Musandam, das ist eine Halbinsel nördlich von Sharjah, gefahren. Diese Halbinsel gehört jedoch nicht zu den Vereinigten Arabischen Emiraten sondern bereits zum Oman und ist somit eine Art "Exklave".

Auf dem Weg stärkten wir uns kurz an einem der zahlreichen "Saftläden" mit einem frischen "mixed fruit juice".



Nach Passieren der Grenze zum Oman führte die Straße entlang der Küste in Richtung Khasab.
Der Reiseführer sprach von einem malerischen und lebendigen Fischerstädtchen.


Bis auf ein kleines Fort, gab es eigentlich recht wenig malerisches... (gut, daß es angesichts des Freitages, der in islamischen Ländern das Equivalent zum Sonntag ist, nicht besonders lebhaft zuging, sehe ich durchaus ein.).



Die Weiterfahrt führte uns nun über eine Strecke, die im Reiseführer so beschrieben wurde:
"...Die Weiterfahrt erfolgt auf einer 70 km langen, guten Piste, die demnächst asphaltiert wird nach Diba [...]. Dort erreicht man das Emirat Fujeirah und kann die Reise [...] fortsetzen oder [...] nach Sharjah zurückkehren."

Die Wirklichkeit sah etwa so aus:


Die Steigung ist allenfalls zu erahnen... Unser Mietwagen, ein Toyota Camry, schlängelte sich mit Mühen im ersten Gang hinauf...

Das sich durch die Landschaft schlängelnde Band ist übrigens die "gute Piste, die bald asphaltiert wird"...



Trotz des nicht unbedingt der Reisebeschreibung entsprechenden Straßenzustandes hatten wir uns nach drei Stunden Fahrt durch die Berglandschaft bis an die Grenze des Oman vorgearbeitet.

Dort angekommen teilte uns der diensthabende Grenzer jedoch mit, daß der Grenzübergang für Ausländer nicht benutzbar sei, da er keinerlei Ausreisevisa ausstellen könne.

Die einzige uns verbleibende Alternative waren drei Stunden Rückfahrt über die gleiche Strecke... Soviel zu Reiseführern... Ich frage mich, ob der Autor der Firma Marco Polo die Strecke wirklich einmal selbst abgefahren ist???

Irgendwie waren wir drei schon etwas frustriert, aber irgendwann setzte sich dann doch wieder der Humor durch und es wurde noch eine nette Rückfahrt.

Als Abschluss der Reihe "Streckenerfahrungsflug" gibt es hier noch ein paar Impressionen von der Fahrt:









Streckenerfahrungsflug - Teil 7

Wer meint, Flugzeugbesatzungen bewegten sich in allen Weltgegenden brilliant und gewandt und seien mit allen Wassern gewaschen, dem sei dieser Vorgang meines letzten Umlaufes erzählt:

Für den Abend hatten mein Segelfliegerkamerad und ich uns mit meinem Kapitän zum Essen im Madinat Jumeirah (das ist ein großzügiger Hotel-, Restaurant- und Einkaufskomplex in Dubai) verabredet. Treffpunkt für die Weiterfahrt mit meinem Kapitän sollte das Dubai Cruise Ship Terminal sein.
Dies lag auf der anderen Seite des Dubai Creek. Da nun ein Schiffsterminal zwangsläufig eine Wasseranbindung besitzt, wir gerade an einer Abra-Station (Wassertaxis) standen und die Straßen in Dubai insbesondere am Donnerstag (arabisches Wochenende) ziemlich verstopft sind, hielten wir es für einen schlauen Plan, unser Ziel mit einem Wassertaxi anzusteuern.

Schnell wurden wir uns mit einem der Wasserchauffeure handelseinig:
Laut seinen Angaben daure die Fahrt etwa eine halbe Stunde und würde uns 30 Dirham (ca. 7,50 EUR) kosten.

Unser Abra-Lenker brachte uns dann in fünf Minuten auf die andere Seite des Dubai Creek, schmiss uns dort von Bord, mit dem Kommentar, daß er nur bis hier fahren könne, das Cruise Terminal jedoch nur eine kurze Fußstrecke entfernt läge.

Hier beschlichen uns erste Zweifel:
Nur weit, weit in der Ferne erkannten wir die Silhouette eine Kreuzfahrtschiffes, die Überfahrt wäre auch mit einer normalen Fähre zu diesem Punkt möglich gewesen (Kosten 0,5 Dirham) und das nach einer halben Stunde mühevollen Suchens in dieser einsamen Gegend gefundene Taxi verlangte für die noch ca. 15 Minuten dauernder Fahrt weitere 15 Dirham...

Anscheinend versuchen sich die Abra-Fahrer in Dubai gerade einen ähnlich schlechten Ruf zu erarbeiten, wie früher die Gondolieri in Venedig. Naja, wir wollten schließlich auch zum Madinat Jumeirah, das wegen seiner künstlichen Kanäle auch schon mal "Klein-Venedig" genannt wird...

Fortsetzung folgt...

Streckenerfahrungsflug - Teil 6

Nach einem gemütlichen Flug landeten wir morgens früh in Sharjah.
Bei den Einreiseformalitäten fielen wir gleich auf:
Da wollten zwei Piloten doch, trotz der ihnen üblicherweise gewährten Visumsfreien Einreise, partout ein Besuchervisum in ihrem Pass sehen. Das war den Grenzbeamten gleich völlig verdächtig...
Nachdem wir jedoch den Hintergrund erläuterten, daß wir an am nächsten Tag mit dem Mietwagen ein wenig das Land erkunden wollten und dabei auch den Oman besuchen wollten (was ohne Einreisevisum nicht geht), stießen wir sofort auf freundliches Verständnis!

Nach Ankunft im Hotel war jedoch erst mal Ausschlafen angesagt.
Am Nachmittag fuhr ich mit meinem Kumpel gemütlich per Taxi nach Dubai.


Bei einer "Abra-Fahrt", das sind die dort üblichen kleine flachen und schmalen Personenfähren, hatten wir Gelegenheit die in Dubai ankernden "Daus" zu bewundern.
Das sind die oben abgebildeten Frachtschiffe. Als Logistiker im Herzen war ich natürlich wieder einmal sehr fasziniert, welche Massen an Stückgut auf diese bis nach Afrika und Indien fahrenden Schiffe verladen wurden.
Neben einfachen Säcken mit allerlei Nahrungsmittel wurden durchaus auch Kartons mit Hightech (DVD-Spieler, Plasma-Bildschirme, etc.) verladen.

Dieses Bild verleitete mich dazu mal wieder über eine Theorie nachdenken. M. E. nach gibt es in jedem Land ein gewisses Netzwerk, das das Land am Leben erhält und mit den nötigsten versorgt. Dieses Netz besteht abhängig vom Landeszustand mal aus dickeren und mal aus dünneren Fäden. Nur in extremen Kriegszeiten werden die Fäden so dünn, daß sie reißen und eine Katastrophe ist meist die Folge.

Daher glaube ich, daß ein freien und wirklich fairer Handel ein erstaunlicher Friedensgarant ist, denn welcher Händler hat schon ein Interesse am Zerreißen des Netzes, von dem er lebt?

Fortsetzung folgt...

Streckenerfahrungsflug - Teil 5

Die Halle eines in der Nähe eines Amüsierdistrikt gelegenen Hotels um 0300 Uhr morgens bietet ein interessantes Bild:

Während die Putzkolonne eifrig das Hotel für den neuen Tag in frischem Glanz erstrahlen lässt, schieben sich immer wieder erstaunlich viele Männer mit einer Dame im Arm durch die Halle.

Ist der Geradeauslauf durch etwas Alkoholkonsum gestört, so sieht man auch schon mal Herren mit zwei Damen im Arm hereinkommen. Dies scheint, zur Stabilisierung beizutragen.

Vermutlich hilfreich ist auch, daß vielleicht die ein oder andere Dame - in Sorge um die statische Stabilität - das dem Gleichgewicht sicherlich abträgliche Gewicht des Geldbeutel des Herrn an ihrer Seite in weiser Voraussicht ein wenig verringert hat...

Der gemeine, auf seinen Pickup wartende, Piloteur vom Lande wundert sich ein wenig ob des "Treibens" und beschließt dann aber für sich, sich um den Hintergrund einfach keine Gedanken zu machen und sich am Anblick der, vermutlich wegen der Hitze, leicht gekleideten Damen zu erfreuen...

Fortsetzung folgt...

Streckenerfahrungsflug - Teil 4


Nach dem Verlassen der "Schneiderhölle" entschlossen wir uns, dem klassischen Touristenziel, dem Victoria-Peak, einen Besuch abzustatten. Dazu geht es mit einer Zahnradbahn den Berg hinauf. Oben angekommen findet sich ein großer Rummel rund um die Ankunftsstation der Zahnradbahn. Läuft man jedoch die gut ausgebauten Wanderweg ein paar Meter, so befindet man sich vergleichsweise ungestört in tropischer Vegetation mit atemberaubenden Blicken auf die Stadt und den Hafen von Hongkong! Da der Regen mittlerweile aufgehört hatte, stand einer kleinen Wanderung nichts mehr im Wege.
Mein Mitreisender ist mit einer Biologin fest verbandelt und bedauerte, diese nicht mitnehmen zu können, da sie vermutlich an der Vegetation ihre wahre Freude gehabt hätte!

Nach dem Spaziergang und einer kurzen Stärkung an einer Garküche gingen wir noch kurz beim Schneider vorbei, schließlich musste der Anzug angepasst werden und noch einige winzige Detailfragen geklärt werden: Ein oder zwei Rückenfalten? Brusttaschen, ja oder nein?...
Da waren sie wieder meine Probleme...;-)

Inzwischen war es 1800 Uhr und ich kehrte alleine zum Hotel zurück, da um 0300 Uhr die Nacht zuende gehen würde, denn es stand der Rückflug nach Sharjah an. Und vor dem Flug wollte ich gerne noch eine Mütze Schlaf zu mir nehmen...

Fortsetzung folgt...

Streckenerfahrungsflug - Teil 3

Die Ankunft in Hongkong war gegen 0200 Uhr morgens, das ist 2100 Uhr deutscher Zeit, also nicht wirklich die Zeit, zu der ich üblicherweise im Bett liege.
Also entschlossen wir uns , den turbulenten Anflug noch in einer netten Bar/Disco, dem Joe Banana, ein wenig Revue passieren zu lassen und den Abend dort zu beschließen.

Gegen 0500 Uhr wurde das Lokal dann geschlossen und wir begaben uns zurück ins Hotel.

Gegen 1000 Uhr war dann wieder Aufstehen angesagt (Das fiel mir schon extrem schwer...), schließlich wollten wir ja auf diesem kurzen Stop möglichst viel erleben und erledigen.
Nach einem kurzen Frühstücks-Kakao bei Pacific Coffee, nahmen wir die "Star Ferry" um von Wan Chai nach Kowloon überzusetzen (Ich bin inzwischen zu einem absoluten "Fährenfan" geworden: Meistens bieten öffentliche Fähren die gleichen wunderschönen Ausblicke zu günstigeren Preisen an, als die vielfach teureren Ausflugsboote. Empfehlen kann ich in diesem Zusammenhang die Fähre Landungsbrücken - Teufelsbrück in Hamburg, in Kurzstreckenzeiten war diese problemlos mit einem Tagesticket des Hamburger Verkehrsverbund nutzbar, die Staten Island Ferry in New York, kostet 50 cent und gibt wunderbare Blicke auf die Freiheitsstatue, in Shanghai die Fähre nach Pudong für umgerechnet 30 Eurocent, besagte Star Ferry in Hongkong, und , und, und... Vielleicht gibt es ja den ein oder anderen Leser, der noch einige "Fährentips" beisteuern kann?).



Auf der anderen Seite angekommen entschlossen wir uns angesichts des Dauerregens zu einer Shoppingtour (Ich bin eigentlich nicht unbedingt der Einkaufsfan, aber hier in Hongkong musste ich dann einfach zuschlagen...).

Nachdem ich ein neues Brillenmodell erworben hatte (meine alte Brille hat ihr zenhntes Jahr deutlich überschritten und sieht zwischenzeitlich auch so aus...), kehrten wir beim Schneider ein. Dort gab es maßgeschneiderte Hemden für umgerechnet 30 EUR.

Ich war mein Leben vorher noch nie bei einem Maßschneider gewesen und für den Hemdenkauf nutzte ich meist jene - nicht unbedingt individualisiert zu nennenden - Einkaufsmöglichkeiten der Marken C & A, P & C, H & M und wie all die anderen &'s noch heißen...

Nun wurde ich nach der Auswahl des Stoffes und der Vermessung meines eher untrainierten und ungelenk geformten Oberkörpers völlig überfordert:

Lange oder kurze Ärmel? Nun gut, das konnte ich noch schnell beantworten: Kurz für die Freizeitvariante, lang für das edlere Modell.

Den Kragen "button down" oder konventionell? Ich beschloss, zu obigem Verfahren zu greifen: "button down" für die Freizeit und... na ja Sie wissen schon...

Die Manschetten für Manschettenknöpfe auslegen oder ein, zwei oder drei Knöpfe?
Hier kam ich dann eindeutig auf gesellschaftliches Glatteis. Ich habe in meinem Leben noch nie ein Hemd mit Manschettenknöpfen getragen und sollte mich nun entscheiden, ob ein Hemd damit gut aussähe? Geschweige denn, daß ich mir bisher beim Kauf eines Hemdes je Gedanken über die Anzahl der Knöpfe an meinen Ärmeln gemacht hätte... Ich sehe schon den ein oder anderen, insbesondere weiblichen, Teil meiner Leserschaft genervt mit den Augen rollen, ob soviel modischen Unverstandes, aber ich bin bisher gut ohne solche Kenntnisse ausgekommen, wobei mir allerdings der bei der Arbeit vorherrschende Uniformzwang viele Überlegungen dieser Art abnahm...

Rückenfalte doppelt oder einfach?

Eine oder zwei Brusttaschen?

Stifttasche inliegend?

Knopf für die Tasche?

Monogramm ja/nein? Wenn ja, wo angebracht, in welcher Farbe, in welchem Schriftstil, welche Initialen????
Arghhh, was kann man denn noch alles an einem Hemd ändern? Ich wünschte mir in diesem Augenblick, daß der chinesische Kommunismus einen weltweiten Sieg davongetragen hätte und das Mao-Hemd verbindlich vorgeschrieben worden wäre...

Spätestens hier trat mir der Schweiß aus allen Poren und ich war völlig überfordert...

Aber auch die weitere Auswahl war irgendwann glücklicherweise zu Ende.
Ein Seufzer der Erleichterung verließ meine Lippen, wärend sich mein modisch besser versierter Segelfliegerkamerad ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen konnte...

Nun wollte ich nur noch schnell einen Anzug: Das Jacket einreihig oder zweireihig? Mit wieviel Knöpfen? Taschen inliegend oder außen.....

Sollte ich dereinst nach meinem Ableben in der Hölle schmoren, so wird diese bestimmt von einem Maßschneider bewacht...;-)

Fortsetzung folgt...

Streckenerfahrungsflug - Teil 2

Der Anflug nach Hongkong wurde dann auch für meinen Freund richtig spannend:

Die Landebahn in Hongkong liegt in Ost-West-Ausrichtung direkt an der Küste zwischen einigen kleinen Inseln. Üblicherweise werden Anflüge von Norden her in großer Höhe gehalten und nach Passieren der Küstenlinie zum Sinkflug freigegeben.

Die Anflugkontrolle von Hongkong hat nur einen recht schmalen Bereich, in dem sie Flüge führen kann. Der Rest des Luftraumes wird von Festlandchina kontrolliert.

Nun waren wir über die Hongkong-Bucht zum Sinkflug hinausgeführt worden.
Leider versperrte nun eine kompakte Gewitterfront unseren Rückweg zum Flugplatz. Diese war etwa schlauchartig über ca. 40 NM Länge in Ost-West-Richtung gelegen.

Anschließend flogen wir in Absprache mit der Anflugkontrolle dieses Gewitterband auf der Suche nach einer geeigneten Lücke ab. Dabei stellte sich das Problem, daß wir nicht in den Luftraum von Festlandchina einfliegen durften.

Mehrmals flogen wir an der Front entlang, lediglich weit im Westen auf dem Gebiet von Festlandchina konnten wir eine kleine Lücke entdecken, die uns ein gefahrloses Durchqueren der Front ermöglichen könnte.

Der freundliche Hongkong-Lotse setzte nun alle Hebel in Bewegung, um ausnahmsweise für uns eine Durchflugfreigabe in Festlandchina zu bekommen.

Schlussendlich gab es die ungewöhnlichste Anflugfreigabe, die ich bisher gehört habe: "Mainland China clears you for your random approach [sic!] through their airspace, report when estalished on final!".

Dies war für uns nun die ersehnte "Freikarte" für den Anflug, denn nun konnten wir frei nach dem Wetterradar unseren Anflug auf einer sicheren Route zwischen den Gewittern hindurch gestalten.

Nach der Landung beim Rollen auf die Parkposition erreichte die Gewitterfront schließlich den Flugplatz und ein immenser Sturzregen setzte ein: "Gerade noch geschafft...", waren unser aller Gedanken...

Fortsetzung folgt...

Streckenerfahrungsflug - Teil 1

Wie sich die Situationen ähneln: Gerade bin ich von einem wunderschönen Hongkong/Sharjah-Umlauf wiedergekommen.
Ein alter Freund aus Segelfliegertagen, der inzwischen Fluglotse bei Eurocontrol geworden ist, hat diesen Umlauf als "Streckenerfahrungsflug" genutzt und flog mit mir mit.

Da wir viel "Aktivität" auf dem Umlauf entfaltet haben, blieb der Computer meistens aus und das Internet nur spärlich genutzt...

Nun will ich mich aber der Chronistenpflicht nicht entziehen und wenigstens ein paar Highlights berichten.

Am ersten Abend haben wir uns nachts um 0100 Uhr in Köln getroffen, von wo der Flug nach Sharjah abging.
Nach einer durchflogenen Nacht widmeten wir den Ankunftstag in Sharjah der Regeneration:
Schlafen, Strand und hinterher gut Essen in einem nahgelegenem Hotel in Ajman (In Sharjah herrscht, seit angeblich ein Sohn des Emirs unter Alkoholeinfluss bei einem Autounfall ums Leben kam, ein striktes Alkoholverbot. Da wir aber nun doch gerne mit einem Bier auf unsere Zusammenkunft anstoßen wollten, nahmen wir ein Taxi ins 10 km entfernte Ajman...).

Am nächsten Tag ging es gegen Mittag weiter in Richtung Hongkong.

Fortsetzung folgt...

27.4.06

Einfach mal nur Photos der letzten Umläufe

Angehängt habe ich einfach mal ein paar Photos der letzten Umläufe ohne irgendwelchen Zusammenhang, einfach nur zur allgemeinen Erbauung...;-)


In Tashkent, das nun nicht unbedingt immer durch architektonische Schönheit glänzt, habe ich für mich nun den "Japanischen Garten" entdeckt. Eine schöne Oase der Ruhe in der Nähe eines netten Sees. Genau das Richtige um nach einer durchflogenen Nacht in Ruhe auf einer Bank zu lesen oder zu dösen...




Auf einem meiner letzten Nairobi-Umläufe habe ich das "Elephant Orphanage" besucht. Hier werden Elephanten, die ihre Eltern verloren haben, großgezogen und später wieder ausgewildert.
Ich war beeindruckt, mit wieviel Engagement hier ein kleine Gruppe viel bewegt!



Über dem Iran fand sich dieses Motiv. Anscheinen hat sich hier eine einzelne Wolke auf ihrem Weg über die Berge von ihrer Schneelast befreit...





Die typische "Cargo-Situation": Während sich ein nicht enden wollender Strom aus Passagefliegern in die eine Richtung wälzt, so schwimmen wir meist alleine gegen den Strom...

26.4.06

Lieber Paletten als Purseretten?

Ein üblicher Spruch unter Frachfliegern lautet "Lieber Paletten als Purseretten!".
Manchmal können Paletten einen aber auch mehr auf Trab halten als Purseretten...:


Üblicherweise werden Kartons (hier mit Obst befüllt) auf einer Palette gestapelt, durch Kanthölzer an den Seiten stabilisiert und zu guter Letzt mit einem Überwurfnetz auf der Transportpalette fixiert.

Wenn nun die Kanthölzer von minderer Qualität sind, so zeigt das Packgut etwa die Stabilität einer lotrecht gestellten Bratwurst: Die Spitze der Ladung schwankt bei jeder Bewegung hin und her, so daß einen schon fast beim Zusehen die Seekrankheit ereilt...

Glücklicherweise kontrolliert ein Lademeister vor dem Verladen noch mal die korrekte Verzurrung, so daß solche Dinge dann auffallen.

Just bei unserem Abflug aus Nairobi passierte dies. Was mich nun jedoch sehr faszinierte war folgendes:

Normalerweise werden auf dem Heimatflughafen meines Arbeitgebers solche falsch gepackten Paletten zurück ins Lager transportiert, dort in einen ordnungsgemäßen Zustand gebracht und mit dem nächsten Flieger weitergeschickt.

In Nairobi hingegen wurde die betroffene Palette noch auf dem Vorfeld in ihre Bestandteile zerlegt und mit Hilfe viele fleißiger Hände neu "aufgebaut".

Das sah dann so aus:


Innerhalb von 15 Minuten war die Palette dann ordnungsgemäß gesichert und verladen und wir konnten uns pünktlich und mit sämtlicher Fracht auf den Weg nach D begeben. Das betroffene Obst war also trotz dieses Lapsus pünktlich am nächsten Morgen auf dem Großmarkt in D!
In solchen Momenten liebe ich Logistik (Logistik ist, wenn es trotzdem ankommt...;-))!

Man mag über Afrika denken, was man will, aber in diesem speziellen Fall fand ich die afrikanische Flexibilität großartig!