28.3.06

Umlauf - Tag 7

Das Frühstück habe ich verschlafen:
Es ist einfach erstaunlich, mit welcher Gewalt der Körper ab und an sein Recht auf Schlaf einfordert...

Gegen mittag geht es dann wieder Richtung Köln.
Nach einem ereignislosen Flug setzen wir um 1600 Uhr deutscher Zeit wieder in Köln auf. Draußen sind es minus vier Grad Celsius. Warum habe ich Depp bloß meinen Uniformpullover in meinem Koffer deponiert...?? Naja, kleine Sünden bestraft der Liebe Gott sofort...

Nach dem Slalomlauf durch die Sicherheitskontrolle (ja, in Köln wird man kontrolliert, wenn man den Airport verlassen (!) will?? Vermutlich um zu verhindern, daß ich meine mühsam auf den Airport geschmuggelte Kalaschnikow wieder mit herausnehme...) und die Passkontrolle des Bundesgrenzschutz (lt. meinem Kapitän gab es die letzten 30 Jahre keinerlei Grenzkontrollen für Crews, denn schließlich gilt in D die visafreie Einreise für Crews aller Nationalitäten, wenn sie von ihrer Gesellschaft entsprechend angemeldet wurden, aber vermutlich müssen hier irgendwelche Planstellen gesichert werden...) sitzen wir jetzt in einem Wagen, der uns zurück zum Heimatstandort fährt.

1,5 Autostunden später nehme ich meine aufgelaufene Dienstpost - wie am Anfang des Umlaufes - entgegen und setze mich anschließend in die S-Bahn nach Hause.

Dort wartet auf mich, niemand ahnt es, wieder Post, nur diesmal privater Natur (die letzten Angebote des lokalen Möbelhauses, die Supersparpreise des Pizza-Express und - es sind bald Kommunalwahlen - die Programme von ÖDP, der Linxxx-Alternativen-Fundi-Liste und der Republikaner, also wirklich spannende Lektüre und ein erfreuliches "Willkommen zuhause"...).

27.3.06

Umlauf - Tag 6

Inzwischen geht es wieder heimwärts - zumindestens die Richtung stimmt schon mal:
Heute steht der Flug von Singapur zurück nach Delhi an.

Eigentlich verlasse ich Singapur nur schweren Herzens, ist mir diese Stadt durch die letzten zwei Tage schon etwas ans Herz gewachsen.

Ein wenig Entschädigung gibt es, als auf unserem Flug unter uns die Thailand vorgelagerten Inseln mit ihren Traumständen vorbeiziehen. Ich kann mich mal wieder nicht satt sehen.
Leider ergibt die Kombination einer digitalen Lochkamera mit einem von photographischem Unvermögen geplagten Bediener nur fürchterliche Bilder, die die Faszination nicht in Ansätzen einzufangen vermögen...


So ein Tagflug macht wirklich Spaß!

Lediglich über dem Golf von Bengalen merke ich schnell, daß sich die letzten Tage so ziemlich entgegen jedwedem Biorythmus abgespielt haben: Es ist jetzt 1100 Uhr Singapur-Zeit, also 0300 Uhr nachts zuhause. Mein Körper fordert nun massiv seine zuhause gewohnte Ruhe ein.

Ich muss gestehen, daß ich in meinem vorherigen Leben solche Müdigkeitsattacken wie auf der Langstrecke noch nicht erlebt habe!

Also schnell Abhilfe schaffen:
Mit Segen meines Kapitäns begebe ich mich kurze Zeit nach hinten in die Galley und versuche, mich mit etwas Bewegung wachzuhalten.
Um meinen Kreislauf ein wenig mit Hilfe von Fruchtzucker in Gang zu halten, schnippel ich mir noch ein kleines Obstmüsli zusammen.

Danach ist das schlimmste vorerst überstanden und die einsetzende Geschäftigkeit vor der Landung in Delhi tut ihr übriges...

Nach der Landung in Delhi will ich eigentlich nur noch ins Hotel, aber die indische Bürokratie fordert noch ihren Tribut. Jeder will irgendein Papier abstempeln, eine Unterschrift entgegennehmen oder irgendwas kontrollieren.
Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee der FRAPORT war, diesen Flughafen in Zukunft zu managen...

Für mich ist diese Bürokratie ja noch relativ erträglich, schließlich gibt es dienstbare Geister, die all diese Formalitäten für einen erledigen.
Stelle ich mir jedoch vor, nach einem solchen Flug noch selbst von Pontius nach Pilatus rennen zu müssen... nein, danke!

Im Hotel angekommen entschließe ich mich, - und richtige Indien-Fans werden mich dafür sicher lynchen - einfach nur einen gemütliche Hoteltag zu verbringen, mit Mittagsschlaf, ein wenig Entspannung am Pool und einem schönen Abendessen gemeinsam mit meinem Kapitän am Buffet.

Morgen früh geht es dann zurück nach D...

25.3.06

Umlauf - Tag 5

Gegen 1000 Uhr krabbele ich aus meinem Hotelbett.
Beim Zähneputzen passiert es dann: Eine meiner provisorischen Füllungen verabschiedet sich aus dem ursprünglich für sie vorgesehenen Zahnloch...
Eigentlich wollte ich mit den Vormittag gemütlich durch die Stadt bummeln und mittags noch eine Massage in Anspruch nehmen.

Daraus wird nun nichts....

Die nächste halbe Stunde verbringe ich am Telefon.
Glücklicherweise besitzt mein Arbeitgeber ein weltweit fein gesponnenes Netz von Vertragsärzten, die ich freundlicherweise in einem solchen Fall in Anspruch nehmen kann.
Leider bedeutet mir bereits Vertragszahnarzt 1 an, daß er an diesem Samstag keinerlei Termine mehr frei habe... Allerdings gäbe es noch einen Kollegen von ihm, der meinem Behandlungsansinnen gegenüber evtl. aufgeschlossen sei.

Ein weiteres Telefonat ergibt, daß auch der Kollege bis zum späten Abend in Arbeit ertrinkt...
Auf eine empfehlenswerte Alternative angesprochen gibt mir die Sprechstundenhilfe den Rat, es doch mal mit den "Gelben Seiten" Singapurs zu versuchen...

In meiner "Not" wende ich mich daher an den lokalen Vertreter meines Arbeitgebers vor Ort und schildere ihm meine Lage. Dieser erkennt sofort die ihm drohende Gefahr: Ist morgen früh der Copilot dienstunfähig, steht der Flieger erst mal für min. 24 h am Boden, bis Ersatz eingeflogen ist...

Er verspricht mir einen Rückruf in einer Viertelstunde. Nach bereits zehn Minuten klingelt mein Telefon und ein erleichterter Stationsvertreter teilt mir den Termin um 1500 Uhr bei einem in fußnähe liegenden Zahnarzt mit!
Ich war selten so dankbar für eine solche Unterstützung!

Nun ist doch noch ein wenig Zeit für einen Stadtbummel, lediglich das Frühstück und die Massage müssen ausfallen.

Bei meinem unfreiwilligen Zahnarztbesuch lerne ich dann die Unterschiede zum deutschen Behandlungssystem kennen:

Die Praxis ist groß, hell und geräumig und liegt im 26. Stock über den Dächern Singapurs. Somit bekomme ich noch einen Panoramablick auf die Stadt kostenlos dazu...

Vor jedem Behandlungsschritt werde ich gefragt, ob ich denn mit diesem Schritt einverstanden sei. Jeweils nicht verschwiegen wird auch das dazugehörige Honorar.

Für 10 Miuten Konsultation und das Wiedereinsetzen der provisorischen Füllung ergeben sich knapp 100,-- S$, ca. 50 EUR (Ich bin mal gespannt, ob meine Versicherung dies auch als kostengünstig betrachtet...).

Nach überstandener Zahnbehandlung fahre ich zum Eastcoast-Park, der sich über einige Kilometer eben an der Ostküste Singapurs langschlängelt.
Dort treffe ich wieder auf meine "Gastfamilie".

Nach einer kleinen Stärkung mit einer schmackhaften chinesischen Suppe in einem nahegelegenen Imbiss-Stand (Wegen des Zahns hatte ich noch kein Frühstück, kein Mittagessen und jetzt auch gerade keine Lust auf "feste" Nahrung...), mieten wir uns Fahrräder und radeln gemütlich der Küste entlang.

Wir sind nicht die einzigen, denn der Spaziergang im Park ist anscheinend ein samstägliches Vergnügen vieler Familien Singapurs...

Nachdem wir uns an den vielen auf Reede liegenden Schiffen und im Anflug befindlichen Flugzeugen (der Park zieht sich bis in die Anflugschneise) sattgesehen haben, kehren wir gen Abend in einem Restaurant am Strand ein.

Es ist einfach wunderbar, die nackten Füße im Sand ruhen zu lassen, dem Sonnuntergang zwischen den Palmen zuzusehen, die langsam erleuchteten Schiffe auf Reede zu betrachten und zu allem Überfluss noch ein schönes Mahl zu genießen.

Das ganze dann noch zusammen mit alten Freunden und einem vergnügt am Wasser spielenden Kind, das sich später im Takt der schön vorgetragen Oldies des Gitarre spielenden Sängers wiegt.

Leider muss ich gege 2000 Uhr - schweren Herzens - wieder aufbrechen und auch meinen geplanten Besuch im "Night Zoo" (ein Zoo, der eine Führung über nachtaktive Tiere anbietet) auf ein anderes Mal verschieben, schließlich wird morgen früh um 0430 wieder mein Telefon klingeln...

Umlauf - Tag 4

Gegen 1400 Uhr (0700 Uhr in D) entsteige ich meinem Hotelbett in Singapur und freue mich auf den freien Tag in Singapur!

Den Nachmittag verbringe ich am Pool der Wohnanlage meiner Sandkastenfreundin.
Abends, nachdem auch ihr Mann von der Arbeit zurück ist, gehen wir zu dritt gemütlich Richtung Boat Quay und Clarke Quay.

Vor dem Panorama des "Merlion" spielen zwei Bands für ein kleines Festival. Alles "umsonst und draußen" bei guten 30 Grad. Ich bin begeistert!



Nachdem wir dem lokalen "Tiger Beer" am Boat Quay einen ausführlichen Qualitätstest angedeihen ließen, bummeln wir gemütlich Richtung Bushaltestelle zurück.

Auf dem Weg sehen wir eine recht seltsam erleuchtete Wiese, über der sich diverse, seltsam angestrahlte, Flugobjekte tummeln.

Beim näheren Hinsehen entpuppen sich die vermeintlichen UFO als ferngesteuerte Elektrodrachen mit LED-Beleuchtung. Selbst am Boden setzen sich die LED als Landebahnbefeuerung auf der Wiese fort.

Neben dem Startplatz erklingt aus einer mitgebrachten Stereoanlage etwas klassische Musik, neben der nur ein ganz leises Surren der Elektromotoren zu hören ist.
Eine fantastische Stimmung! Ich könnte stundenlang zusehen!

Sofort werde ich, sehr freundlich und höflich, wieder auf den hier überall vorherrschenden Geschäftssinn aufmerksam gemacht: Ein freundlicher Verkäufer dieser netten Fluggeräte drückt mir eine kleine Visitenkarte in Form eines Flugdrachens in die Hand.
Die darauf abgedruckte URL gibt es hier....;-)) Nein, ich bekomme keine Prozente o. ä....

Gegen 0100 Uhr hat mich mein Hotel wieder...

24.3.06

Umlauf - Tag 3

Nach einem guten Frühstück am Hotelbüffet, einem kurzen Abruf meiner e-mail ist es auch schon wieder Mittag in Bahrain und der Abflug nach Singapur naht.

Interessant an der Flugvorbereitung in Bahrain finde ich immer, wie gut und unkompliziert hier alles organisiert ist.

Die Ein- und Ausreiseprozeduren beschränken sich, im Gegensatz zu unseren amerikansichen oder indischen Freunden, auf Sekunden.

Das Wetterbüro liefert Wetterkarten vom feinsten, auf die europäische Meteorologen vermutlich fast neidisch wären.

Und die Flugsicherung springt flink und geschickt mit all unseren Sonderwünschen um (Da wir vergleichsweise schwer sind, benötigen wir eine andere Startrichtung als der restliche Verkehr. Alles kein Problem, wir werden freundlich und schnell während einer Lücke im Anflugstrom auf die gewünschte Startbahn freigeben.).

Im Steigflug merke ich einen leichten Druck auf meinen Zähnen, der später stärker wird.

Am Tag vor meinem Umlauf war ich beim Zahnarzt, der mir zwei Füllungen verpassen will. Dazu müssen jedoch die Füllungen erst angefertigt werden und bis dahin hat er meine zwei Löcher provisorisch aufgefüllt (Mein Kapitän, begeisterter Modellflieger, scherzt noch, daß er nötigenfalls auch Epoxydharzkleber dabei habe, falls an dem Zahn etwas zu reparieren sei...).
Extra hatte ich meinen Dentisten noch eindringlich dazu befragt, ob es ein Problem sei, mit diesen Provisorien fliegen zu gehen: "Nein, nein, alles kein Problem..."

Vermutlich ist unter einer der Füllungen ein kleiner Lufteinschluss verblieben. Die Luft dehnt sich nun durch den geringeren Kabinendruck aus und drückt auf den Nerv...

Da wir nach Osten fliegen, kommt der Sonnenuntergang früher als üblich. Über dem Golf von Bengalen spielt sich dann in unserem Rücken ein traumhaftes Schauspiel ab, das sämtliche Farben des Himmels zur Geltung bringt. Das Zahndrücken ist darüber auch schnell wieder vergessen...

Die Flugsicherung in diesem Teil der Welt wird von Indien aus durchgeführt. Zur Kommunikation mit den Lotsen bediene ich mich der Kurzwelle.
Leider ist die Kurzwelle hier nicht so kristallklar wie über dem Nordatlantik.
Diverse Kontrollstellen funken gleichzeitig auf einer Welle. Das gibt immer ein heilloses Chaos.

Zu allem Überfluss ist die Kurzwelle auch noch amplitudenmoduliert. Sprich je lauter jemand ins Mikro hineinspricht, desto höher wird angeblich die Sendeleistung...
Die Marktschreier auf dem Hamburger Fischmarkt sind absolute Leisetreter im Vergleich zu dieser Kakophonie... Kommunkikation im 21. Jahrhundert...

Glücklicherweise werden wir bald an Kuala Lumpur übergeben und können wieder normal auf UKW mit guter Sprachqualität senden.

Um halb vier Lokalzeit landen wir morgens in Singapur. Eigentlich hätten wir noch früher da sein können. Jedoch ist unsere planmäßige Ankunftszeit vier Uhr und "zu früh ist auch unpünktlich"...
Da die Abfertigung ein fein abgestimmtes Räderwerk ist, sollen wir nicht mehr als 30 Minuten vor unserer Planzeit "aufschlagen", um dieses Räderwerk nicht aus dem Takt zu bringen.
Zu diesem Zweck hatten wir schon nach dem Start in Bahrain unsere Geschwindigkeit etwas reduziert und nun setzen wir passend auf. Das Ende eines schönen Arbeitstages.

Deutscher Zeit ist es jetzt 2030 Uhr. Ich bin somit eigentlich noch ganz fit. Im Hotel angekommen übermannt mich jedoch die Müdigkeit.

Schnell schreibe ich noch eine SMS an eine alte "Sandkastenfreundin" (wir kennen uns aus meinem Heimatdorf seitdem wir beide zwei Jahre alt waren und uns im Sandkasten um Eimer und Schaufel gestritten haben...).
Diese ist mittlerweile hier in Singapur in der Personalabteilung eines schweizer Unternehmens beschäftigt, während ihr Mann eine ähnliche Funktion für ein deutsches Unternehmen bekleidet. Die beiden und ihren zwei Jahre alten Sohn will ich nun im Laufe des Nachmittages besuchen. Aber jetzt ruft erst mal mein Bett...

23.3.06

Umlauf - Tag 2

0315 Uhr: Durch meinen Traum geistert ein fernes Telefonklingeln. Halb erwacht greife ich zum Hörer und die freundliche Dame der Rezeption pustet mit empfundenen 115 Dezibel ein "Guuuuten Mooooorgen! Die ist Ihr Weckruf!" durch den Hörer.
Ich frage mich derweil:
Wie spät ist es?
Wo bin ich?
Was mache ich eigentlich hier?
Und warum habe ich eigentlich keinen vernünftigen Beruf ergriffen....?

Beamter im Kommunalverwaltungsdienst schwebt mir in solchen Situationen regelmäßig als Traumberuf vor: Geregelte Arbeitszeiten, evtl. sogar "Gleitzeit" (sprich spät kommen und dafür früh gehen...).

Der Rest läuft nun mechanisch ohne Beteiligung des Großhirns: Aufstehen, Duschen, Uniform anziehen, Koffer packen, letzter Kontrollblick durchs Zimmer, ob ich auch nichts liegengelassen habe, Abmarsch Richtung Rezeption.

Dort finde ich schon meinen Kapitän wieder, der gemütlich an einem Kaffee nippt. Ich suche mir von dem freundlicherweise vom Hotel bereitgestellten kleinen Frühstück (das ist wirklich sehr, sehr freundlich, denn üblicherweise bucht mein Arbeitgeber für seine Angestellten Hotelübernachtungen grundsätzlich und ausdrücklich ohne Frühstück) ein Teilchen und einen Orangensaft.

Um 0415 bringt uns dann unser Fahrer durch das dunkle Köln zum Flughafen. Die Fahrt über döse ich noch gemütlich.

Nach Passieren der Sicherheitskontrollen kommen wir nun in den Briefingraum in Köln:
Welch ein Gegensatz! Eben beherrschte noch träge, schlaftrunkene Stimmung vor. Jetzt hier im Briefingraum reiht sich jedoch alles, was in der Frachtszene Rang und Namen hat, unter gleißendem Neonlicht an einem Tresen auf und studiert Flugunterlagen.

In Köln, ein Flughafen, der am Tag eher verschlafen wirkt (gut ein paar Billigflieger haben ihm seit neuestem zu etwas mehr Leben verholfen), geht nachts dafür im wahrsten Sinne des Wortes "die Post ab"...;-)

Nachdem wir alle Flugunterlagen studiert und die zu tankenden Spritmenge festgelegt haben, fahren wir zum Flugzeug.
In einer Reihe steht Frachter neben Frachter, alle mit weit offenen Frachttüren, Paletten werden hin- und hergefahren, Highloader (das sind Hubwagen für Paletten) umschwirren die Flieger, wie Motten das Licht.

Nun schnell ins warme Cockpit, diverse Tests durchfahren, Flieger checken, Route progrmmieren, alles, was halt so anfällt in der Flugvorbereitung...

Mittlerweile sind die meisten Checklisten gelesen und im Hintergrund höre ich des Frachtfliegers liebstes Geräusch: Das unnachahmliche hochfrequente Summen eines Hydraulikmotors!
Das bedeutet das Schließen der Frachttüren. Somit steht alles auf grün für den Abflug...
(Ganz im Gegensatz zur Passgierfliegerei: Kein Handgepäck muss noch langwierig verstaut werden, kein gehetzter Vielflieger kommt noch in letzter Minute angerannt, keine Gatemitarbeiter stürmen noch mal ins Flugzeug um irgendwelchen Menschen noch in letzter Minute ein korrigiertes Ticket hereinzureichen. Das Motto lautet hier schlicht: Tür zu und abfliegen!).

Und 15 Minuten später weiß ich dann auch wieder, warum ich mich gegen den Kommunalverwaltungsdienst entschieden habe:



Etwas später setzen dann - für mich als totaler Flachlandtiroler immer wieder schwer beeindruckend - die Berge ein (Für die Identifikation der einzelnen Bergspitzen verweise ich an Leute, die sich mit sowas auskennen...)


Nach einem guten Mahl über der Türkei, dem üblichen Krampf der verschiedenen Kontrollstellen des geteilten Zyperns, die sich alle gegenseitig den gleichen Luftraum streitig machen, den Verhandlungen mit den Iranischen Militärs zwecks Durchflugfreigabe kommt auch bereits kurze fünf Stunden später die Küste Bahreins in Sicht.

Nach einer schönen Landung meines Kapitäns stehen wir im gleißenden Nachmittagslicht der arabischen Wüste und verabreden uns für ein ausführliches Fischessen direkt am Hafen, draußen bei guten 28 Grad Celsius in der Nacht.

Nachdem diverse Krabben und anderes bemitleidenswertes Meeresgetier sein Leben für uns lassen musste, genehmigen wir uns zum Abschluss noch einen Pfirsich-Mango-Mix (Das Lokal verkauft ganz der islamischen Tradition folgend halt kein Alkohol. Auch mal eine wohltuende Abwechslung, denn die Fruchtsäfte sind unschlagbar!).

Ich sinke zufrieden in mein Hotelbett: Morgen mittag wird es weitergehen...

22.3.06

Umlauf - Tag 1

Der Untertitel diese logs lautet ja nun "Aus dem Alltag eines Frachtfliegers...". Aus diesem Grund möchte ich hier einfach mal chronologisch einen schönen Umlauf mit all seinen Höhen und Tiefen der Reihe nach als kleine Serie beschreiben:

Tag 0:
Morgen soll mein Umlauf losgehen. Er beginnt damit, daß ich als Passagier vom Standort meines Arbeitgebers aus nach Köln fliegen soll.
Prompt klingelt bei mir das Telefon und mein morgiger Mitstreiter, der Kapitän, stellt sich vor und verkündet, daß er privat aus seiner Heimatstadt nach Köln reisen werde und wir uns daher erst morgen abend im Hotel in Köln treffen würden.

Das bedeutet, ich werde also morgen alleine unterwegs sein.


Tag 1:
Es läuft fast zu gut... Nachdem ich die richtige S-Bahn zum Flughafen erwischt habe (gut die Rolltreppen in meiner Station und(!) der Aufzug funktionierten mal wieder nicht, so daß ich mein Gepäck für sieben Tage mal wieder per Hand die Treppen hinabzerren durfte...), sehe ich am Flughafen auch direkt den von mir geschätzten Hotelbus stehen.

Leider hat sich mein Arbeitgeber aus Kostengründen für den Standort seines "Flight Operations Center" (Das sind vier kleine Büros und ein Briefingraum...) einen Bürotrakt in einem dem Flughafen nahe gelegenen Industriegebiet ausgesucht.
Somit muss ich im Gegensatz zu meinen Passagezeiten jeweils am Flughafen noch mal umsteigen. Da direkt neben meinem Arbeitgeber ein Flughafenhotel mit regelmäßigem Shuttlebusservice seinen Sitz hat, dürfen wir diesen freundlicherweise mitnutzen.

Dort angekommen suche ich schnell mein Postfach auf, klaube die aufgelaufene Firmenpost zusammen, trage mich in die Anwesenheitsliste ein, suche die für den Umlauf erforderlichen Karten und habe sogar noch Zeit für ein kleines Schwätzchen mit meiner freundlichen Crewplanerin. Nachdem sich auch meine Dienstlaptop die neuesten für die Startberechnung erforderlichen Datenbanken aus dem Firmennetzwerk gesaugt hat, bin ich abfahrbereit.

Nun geht es per Taxi auf Firmenkosten genau dahin wieder zurück, wo ich gerade hergekommen bin: Nämlich zum Flughafenterminal (so sehen also Einsparungen in Zeiten der modernen Betriebswirtschaftslehre aus...;-))...

Beim Einchecken meines Koffers falle ich gleich schon wieder auf: 25,3 kg.
Erlaubt sind 25 kg, aber der Herr am Schalter ist mir freundlich und wohlgesonnen und drückt ein Auge zu.
Bisher hatte ich nie Probleme mit diesem Limit, nachdem ich mir jedoch vor einiger Zeit einen größeren Koffer angeschafft habe, verleitet dies nun unweigerlich dazu, denselben auch zu füllen... ("Noch ein Paar Wanderschuhe, kein Problem, ah, vielleicht könnte ich unterwegs ja mal wieder Laufen gehen, das wäre doch mal eine Gelegenheit, schließlich habe ich das die ganzen letzten Jahre nicht gemacht, also müssen noch Laufschuhe mit. Dann brauche ich aber noch ein paar T-Shirts zum Laufen und der Pulsmesser muss auch mit...". Im Endeffekt habe ich diese Dinge dann immer wieder ungenutzt zurück nachhause gebracht...)

In Köln gegen 1100 Uhr morgens im Hotel angekommen mache ich mich sofort per U-Bahn auf in mein Lieblingscafé, den "Bauturm" an der Aachener Straße.
Eigentlich ist der "Bauturm" ein kleines Theater, das aber eine schöne, etwas alternativ angehauchte Restauration besitzt.

Hier läßt sich wunderbar ein kleiner Salat verspeisen und diverse Zeitungen, Zeitschriften und Bücher gibt es noch obendrein zur Lektüre.

Da das Wetter jedoch schon fast frühlingshafte Temperaturen zeigt, kürze ich die Lektüre ab und bummele lieber gemütlich in Richtung Dom.

Hier erfülle ich mir einen langgehegten Traum:
Vor 13 Jahren absolvierte ich meinen Zivildienst in Köln. Damals, mit eher wenig finanziellen Mitteln ausgestattet, sah ich beim Gang über die "Domplatte" am Domhotel immer dessen gediegene Bar, die nachmittags als Café fungiert.

Dies war ein gemütliches Plätzchen, das jedoch immer weit außerhalb meiner damaligen finanziellen Möglichkeiten lag.
Damals schwor ich mir, sollte ich es mir einmal leisten können, so würde ich nach Köln zurückkehren und dort einen schönen Kakao trinken und mir einen Kuchen meiner Wahl (ohne einen einzigen Blick auf die Preisspalte der Karte...) munden lassen.

Diese perfekte Gelegenheit, den alten Schwur in die Tat umsetzen zu können, lasse ich mir nicht entgehen: Der Kuchen ist einfach köstlich. Ein Käsekuchenboden garniert mit einer unschlagbaren Waldbeerenmischung...
Mein Waage ächzt und meine Laufschuhe rufen aus dem Koffer, aber beides werde ich wohl geflissentlich überhören...;-)

Um die Kalorien ein wenig abzubauen entschließe ich mich noch zu einem Rheinspaziergang. Das Hotel liegt auf der "schäl Sick", der "falschen Seite", wie die Kölner sagen: Die Stadtteile Deutz und Kalk liegen auf der anderen Rheinseite, der Innenstadt gegenüber.

Die Sonne lacht und der Rhein schimmert beim Gang über die Hohenzollernbrücke in tausend verschiedenen Farben!

Am Hotel angekommen ist es auch bereits 1700 Uhr. Mein Kapitän ist inzwischen eingetroffen.
Wir verabreden uns für 1800 Uhr zum Essen, denn morgen früh ist um 0315 Uhr die Nacht zu Ende...

21.3.06

Bremsen

Angeregt durch einen Artikel von Frau Klugscheisser über das Thema Abbremsen von Flugzeugen dachte ich mir, vielleicht interessiert den ein oder anderen der Hintergrund zu Bremsmanövern.

Um bei Adam und Eva anzufangen: Beim Bremsen geht es darum, ein Flugzeug nach dem Aufsetzen von der Aufsetzgeschwindigkeit bis zur Rollgeschwindigkeit innerhalb der durch den Aufsetzpunkt und den Abrollweg limitierten Strecke zu verzögern...

Das wäre jetzt wahrscheinlich die Definition der Maschinenbauvorlesung "Einführung in die allgemeine Dynamik der Flugkörper" oder so ähnlich...;-)

Eigentlich möchte ich hier nicht mit pseudowissenschaftlichen Formulierungen um mich werfen, aber über diese Definition lassen sich die von Frau Klugscheisser so schön beschriebenen heftigen Bremsmanöver (und natürlich auch deren Folgen, wie die angeführte Ansammlung von Brillengestellen in der vorderen Galley...) ganz gut erklären:

Setzt ein Flugzeug nun auf einer Landebahn auf, so ist das allgemeine Bestreben eines jeden Piloten, diese nach dem Aufsetzen zügig und möglichst an der günstigsten Stelle zu verlassen.

Die Gründe dafür sind:
1) Es ist gerade an großen Flugplätzen wichtig, die Bahn schnell für nachfolgenden landenden Verkehr freizumachen, da die Abstände im Endanflug recht knapp bemessen sind (z. B. kommt es in London-Heathrow vor, daß man beim Verlassen der Bahn bereits hinter sich den nächsten Kollegen aufsetzen sieht).

2) Gerade an den großen Plätzen herrscht auch am Boden ein starker Verkehr. Während ich die Landebahn vom Aufsetzen bis zum Verlassen derselben für mich alleine habe, muss ich auf den Rollwegen mit viel kreuzendem Verkehr rechnen, was zusätzliche Wartezeiten und eine geringe Rollgeschwindigkeit bedeutet.
Hier ist also jeder bestrebt die Landebahn möglichst nah an seiner vorgesehenen Parkposition zu verlassen (Tut man dies nicht, so kann das in ungünstigen Fällen bis zu 10-15 Minuten mehr Rollzeit bedeuten. Das ist für viele Passagiere mit Anschlussflügen der Unterschied zwischen pünktlich und verpasstem Anschlussflug mit entsprechendem Ärger. Und das gilt nicht nur für Passagiere: Es gibt auch Fracht mit Anschlussflügen und die kann richtig teuer sein...).

Abhängig vom Aufsetzpunkt und dem optimalen Abrollweg ergibt sich also nun die zum Abbremsen zur Verfügung stehende Strecke.

Um die notwendige Verzögerung zu bestimmen müssen wir jetzt also nur noch die Aufsetzgeschwindigkeit und die Rollgeschwindigkeit kennen. Die Verzögerung ist nichts anderes als die Heftigkeit des beschriebenen Kopfnickens beim Abbremsen...

Die Rollgeschwindigkeit ist relativ fest: In sogenannte Schnellabrollwege, die in flachem Winkel von der Bahn abzweigen sollte man nicht schneller als mit 60 Knoten hineingehen (das sind knapp 110 km/h), während rechtwinklige Abzweigungen nicht mit mehr als 20 Knoten (ca. 35 km/h) angegangen werden sollten.

Die Höhe der Aufsetzgeschwindigkeit variiert jedoch stark mit dem Gewicht (schweres Flugzeug = schnell, leichtes Flugzeug = langsam).

Der GAU ist nun folgende Kombination:

Ein schweres Flugzeug (= hohe Aufsetzgeschwindigkeit) setzt spät auf und soll möglichst einen frühen Abrollweg erreichen (= wenig Verzögerungsstrecke) oder es steht nur eine kurze Landebahn zur Verfügung. Das gibt dann eine hohe erforderliche Verzögerung, vulgo ein hartes Bremsmanöver.

Nun denken Sie sich sicher: "Aha, da freut sich der Golfox bestimmt darüber, daß er Fracht fliegt, denn dann kann er ja ohne Rücksicht auf Passagiere mit maximaler Verzögerung landen..."

Leider ist dem nicht ganz so:
Die MD11 ist als Frachter mit einem recht hohen Landegewicht von 222 Tonnen und einer recht "geschwindigkeitserforderlichen" Aerodynamik versehen. Das bedeutet, daß die Anfluggeschwindigkeiten meist sehr hoch sind (ca. 170 Knoten, ca. 300 km/h).

Bremsen wandeln nun schlicht Bewegungsenergie in Hitze um (das tun sie auch bei jedem Auto oder Fahrrad). Das bedeutet, daß bei einer scharfen Bremsung von 222 Tonnen Gewicht von 300 km/h auf 35 km/h viel Energie vernichtet werden muss und somit viel Hitze entsteht.
Im Extremfall werden die Bremsen über 600 °C warm.

Um ein Platzen oder ein Feuer der Bremsen in solchen Fällen zu vermeiden ist eine weitere Sicherung eingebaut: Eine Schmelzsicherung lässt einfach die Luft aus dem danebenliegenden Reifen auf die Bremsen zur Kühlung pusten. Dann hat man zwar einen platten Reifen, aber wenigsten kein Feuer an Bord.

Wer nun meint, er habe schon schlimme Bremsmanöver bei der Landung erlebt, der möge mal einen Startabbruch ausprobieren:
Hier wiegt das Flugzeug oft sein absolutes Maximalgewicht (bei der MD11 285 Tonnen, bei der 747 >360 Tonnen) und die zur Verfügung stehende Bremsstrecke ist minimal (nämlich der Rest der Landebahn).

Um zu Verhindern, daß ein Flugzeug in einem solchen Fall über das Ende der Landebahn hinausschießt, gibt ein automatisches System vom Beginn des Startabbruch an vollen Bremsdruck auf das System, was nicht nur die Brillenetuis nach vorne fliegen lässt...

Ich durfte auf einem Werkstattflug (das ist ein Flug, der nach Abschluss großer Wartungsereignisse zur Überprüfung gemacht wird) einmal einen Startabbruch zur Überprüfung des Bremssystemes mitmachen:
Obwohl wir "nur" von 90 Knoten (ca. 160 km/h) herunterbremsten, fand ich die Verzögerung doch recht beeindruckend (und beim Abheben kann die Geschwindigkeit auch fast doppelt so hoch werden).


Die Belastung für die Bremsen kann daran Ermessen werden, daß bei Startabbruch bei hohen Geschwindigkeiten und Gewichten standardmäßig die Feuerwehr zur Kühlung der Bremsen angefordert wird.
Wer vielleicht im Internet schon die ein oder anderen Photos von Maschinen gesehen hat, die gerade einen Startabbruch hinter sich hatten, wird dort oft auch die vielen "schlappen" Reifen bemerkt haben. Sie sind ein meist ein Indiz dafür, daß oben beschriebene Schmelzsicherung ausgelöst hat...

Fazit: Vielleicht ist es eventuell doch sinnvoll, den Sicherheitsgurt zu Start- und Landung etwas fester zu ziehen...???

19.3.06

Clustrmap

Offen gestanden bin ich ja ein neugieriger Mensch. Aus diesem Grunde war ich sehr begeistert als ich auf der Seite von Frau Klugscheisser den ungewöhnlichen Webcounter namens "Clustrmap" fand. Das wollte ich unbedingt auch haben!!!

Gedacht, getan:
Jeder, der auf meine Seite mit einer validen IP-Adresse klickt, wird nun mit einem kleinen Punkt auf dieser Karte dargestellt. Dabei wird als Ort die registrierte Anschrift der IP-Adresse benutzt.

Bei Ansicht der Karte einige Tage nach der Installation verfiel ich ins Staunen. Anscheinend gibt es neben den freundlichen Lesern, die hier ab und zu einen Kommentar hinterlassen auch noch den ein oder anderen "stummen" Leser bzw. Leserin.

Da nun eine solche Karte meine Neugierde leider nicht stillt, sondern eher anheizt, interessiert mich nun die Entstehungsweise des ein oder anderen Punktes.

Gut, den dicken Klecks in Nairobi kann ich selbst erklären. Dort saß ich im Hotel und versuchte mehrfach und verzweifelt, einen Bericht hochzuladen. Dies gelang mir erst nach fünftausenddreihundertzwölfzehn Versuchen, aber nach jedem Versuch wollte ich das erhoffte Ergebnis auf meiner Seite überprüfen, was somit den Nairobi-Klecks ins Unendliche wachsen ließ...

Rätsel gibt mir dabei jedoch z. B. ein Punkt in Finnland auf: Handelt es sich hier um jemanden, der eigentlich nur das "Zetor" Restaurant per Google in "Helsinki" suchte und sich auf der zweiten Google-Seite auf meine Seite verirrte? Ich stelle mir dabei einen armen Finnen vor, der nun verzweifelt im Zetor nach der Veranstaltung "Abschiedsfeier" sucht...;-)
Oder gibt es noch einen bisher unbekannten Leser oder eine unbekannte Leserin, die evtl. noch den Freuden des Kurzstreckefliegen frönen?

Hier also meine Aufforderung an alle, die mein bescheidenes Geschreibsel lesen:
Lassen Sie mich nicht vor Neugierde sterben! Geben Sie sich zu erkennen!
Schreiben Sie doch mal einfach einen netten Kommentar über sich! Ich würde mich wirklich freuen, Sie alle mal so ein wenig kennenzulernen!

Selbstverständlich freue ich mich auch über einige Worte über diese Seite und den Grund des Besuches derselben (insbesondere Verbesserungsvorschläge und Kritik sind herzlich willkommen!). Also nur Mut!

9.3.06

Gleichgewichtsprobleme



Hier ein Bild aus der MD11 mit dem angeschlossenem Tanzsaal... Lediglich der verlegte Boden trägt nicht unbedingt zur Trittsicherheit bei...;-))

Um die Größen ermessen zu können: Rechts neben der Palette kauert noch ein auf die nächste Fracht wartender Lader....

Die Aufnahme habe ich in der Zeit nach dem Ausladen und vor Beginn des Einladens gemacht. Nun mag jemand verwundert fragen, warum denn dann noch eine Palette im Frachtraum herumsteht?

Erklärung: Die MD11 ist mit einem recht langen Rumpf versehen. Würde nun beim Einladen eine Palette ganz nach hinten geschoben (der Punkt, von wo dieses Photo aufgenommen wurde), so würde die MD11 mit dem Rumpfende auf den Boden kippen und ihre Schnauze in die Luft recken (wie bei einer einseitig beschwerten Balkenwaage, mit dem Hauptfahrwerk als Drehpunkt...). Somit ist es immer wichtig, auch beim Be- und Entladen stets das korrekte Gleichgewicht zu wahren...

Grönland am Tag und wolkenfrei...


Für mich als Frachterflieger eine der wirklich seltenen Gelegenheiten (auf Grund der üblichen Abflugzeiten), Grönland einmal bei Tag und wolkenfrei zu sehen... (Zudem flogen wir sogar noch zu dritt, so daß ich ausgiebig Zeit für Photos hatte!)

Dabei konnten wir dann auch mal einen der wenigen Ausweichplätze im hohen Norden namens Nassarsuaq von oben betrachten: Danach bin ich doch ganz froh, wenn alles funktioniert und ich ihn nicht als Auweichplatz brauche...

8.3.06

Infrastruktur

Nun bin ich Deadhead aus Dallas zurückgekehrt.

Dort durfte ich im Hotel einen Stromausfall erleben:

Gegen 0130 wurde ich durch ein Piepen aus dem Schlaf geholt, knippste das Licht an und wunderte mich etwas über den schwachen Lampenschein. Jedoch machte ich mir keine Gedanken mehr, da das Piepen auf dem Flur aufgehört hatte.
Am nächsten Morgen um 0530 Uhr (ja, der Jetlag hatte wieder zugeschlagen...) war ich wach und konnte im Zimmer überhaupt kein Licht mehr anschalten.
Das Telefon funktionierte noch und die Rezeption bestätigte mir, daß das Hotel ein Stromausfall ereilt habe und dessen Behebung noch länger dauern könne...

Die Behebung fand dann etwas später mittels eines Autokranes direkt vor meinem Fenster statt. Dort war, wie mir später berichtet wurde, ein 23 Jahre alter Transformator ausgefallen.
Die Reparatur dauerte noch an, als ich nachmittags das Hotel verließ...

Anlässlich dieses Ereignis kamen mir so einige Gedanken:

Ich fand es sehr aufschlussreich, wie das Hotelpersonal mit dem Stromausfall umging. Niemand wurde hektisch, ich erhielt freundliche Antworten auf alle meine Fragen.
Alle waren bemüht, die mir entstehenden Unanehmlichkeiten möglichst gering zu halten (Mir wurde angeboten nötigenfalls in ein Hotel nebenan umzuziehen, ich durfte meinen Laptop und Telefon an der Rezeption aufladen, die noch Generatorstrom hatten, selbst einen dazu nötigen Adapter bekam ich geschenkt.). Und das alles, ohne daß ich mich in irgendeiner Art und Weise über die Situation beschwert oder negativ geäußert hätte.

Diese (eigentliche hasse ich abgedroschene Worte, aber das muss jetzt sein) Servicementalität mag ich sehr in Amerika!

Ein anderer Gedanke, der sich mir aufdrängte war jedoch, daß manche amerikanischen Politiker ihr Land gerne als Speerspitze der industriellen und technolgischen Entwicklung darstellen und manchmal etwas verächtlich auf Entwicklungsländer schauen.
Für mich ist hier der Unterschied zwischen "Entwicklungsländern" und Amerika: In Entwicklungsländern haben die Hotels anständige Generatoren, die das gesamte Hotel mit Strom versorgen und nicht nur die Rezeption...


Auf dem Rückflug unterhielt ich mich dann mit meinem Sitznachbarn, einem freundlichen mit einer Amerikanerin verheirateten Kieferorthopäden, der jeweils zwischen D und den USA pendelt, über dieses Thema.
Er bestätigte mir, daß gerade im Bereich Stromversorgung und Straßenunterhalt große Defizite der USA vorlägen.

Hier frage ich mich, ob vielleicht angesichts der eher inkonsequenten Privatisierung und der noch inkonsequenteren Wettbewerbsaufsicht in diesem Bereich langfristig uns auch in D evtl. ähnliche Defizite drohen könnten?

Nun nur mit dem Finger auf die USA zu zeigen, greift m. E. jedoch zu kurz:
Spreche ich in Japan mit stolz von meinem frisch erworbenen 16MBit-DSL-Anschluss, so werde ich eher mitleidig belächelt. In Japan und Korea sind Anschlüsse mit 100+MBit Standard...
Erwähne ich stolz, daß nun der UMTS-Aufbau schon begonnen habe in D, ernte ich Blicke, die überhaupt nicht verstehen, weswegen erst jetzt eine in Japan schon seit Jahren flächendeckend funktionierende Technik eingeführt wird...

Dies ist nun die Crux aller Infrastruktur:
Wenn sie gut ist und funktioniert, so bemerkt sie niemand. Erst, wenn sie ausfällt, merken wir, was wir daran haben.
Und noch viel schlimmer: Wenn wir sie nie in funktionierendem Zustand kennengelernt haben, so arrangieren wir uns eben damit und halten den Zustand sogar für das "nonplusultra"...

Auf die Fliegerei angewandt sehe ich dies am Beispiel des Heimatflughafens meines Arbeitgebers:
Es gibt drei Start- und Landebahnen (analog die Stromversorgung), die jedoch nicht gleichzeitig genutzt werden, können, da sie zu nahe beieinander liegen. Eine davon darf sogar nur in einer einzigen Richtung und nur zum Starten genutzt werden.
Nachdem mit einer hocheffizienten Flugsicherung (analog die Generatoren) tagtäglich versucht wird, die anfliegenden Maschinen ohne Verspätung herunterzubringen, lassen schon kleine Störungen, wie z. B. etwas Schneefall oder der Ausfall eines Instrumentenlandesystemes für 15 Minuten (analog Generatorausfall) das gesamte System zusammenbrechen.

Seit nicht ganz zehn Jahren wird nun über den Bau einer weiteren Start- und Landebahn gestritten. Als "Kompromiss" zwischen Lärmschutzinteressen und Ausbau soll es nun den Bau einer zusätzlichen Bahn geben, aber verbunden mit einem Nachtflugverbot.

Dies wäre der Todesstoß für die Fracht. Die Fracht als Logistiksystem lebt nun mal davon, die Güter während der Nacht zu transportieren, damit sie am Tage zur Produktion oder zum Verkauf zur Verfügung stehen...

Nun wurde eingeworfen, man könne den Frachtbetrieb ja auch auf weniger lärmkritische Flugplätze auslagern. Dies verursacht jedoch das nächste Problem:
Nur die wenigste Fracht wird mit reinen Frachtmaschinen geflogen. Extrem viel Fracht wird in den Bäuchen der Passagierflieger mitbefördert.
Es würde bei einer Auslagerung auf einen anderen Flugplatz die Anbindung an das Passagierflugnetz fehlen.

Nun ist jedes größere Unternehmen in D eine funktionierende Anbindung an das internationale Luftfrachtnetz und somit eine zügige und zuverlässige Zustellung seiner Güter und Vorprodukte gewöhnt. Also wird darüber auch nicht weiter nachgedacht (s. Infrastruktur), nur wenn das irgendwann einmal ausfallen sollte, kommt das Erwachen...

7.3.06

Deadhead

Manchmal werde ich als Frachtflieger auch als Passagier durch die Gegend geschickt, das heisst dann "Deadhead-Flug". So auch jetzt gerade...
Nun habe ich gerade die segensreiche Erfindung des Flynets erkunden dürfen:
Es ist einfach unglaublich angenehm, in aller Gemütsruhe hier kurz vor Halifax mit einem Whisky im Internet zu surfen und diese Zeilen verfassen zu können.

Nebenher konnte ich gerade die letzten Neuigkeiten aus meiner Heimat online über die Lokalzeitung verfolgen.

Meine Dienstplanwünsche habe ich ebenfalls schon abgegeben, einen FlightReport versandt und meine e-mails gelesen.

Somit sind die wichtigsten Dinge schon erledigt...

Ich werde also morgen nach Ankunft unseren Technischen Piloten bitten, diese Errungenschaft auch auf dem Frachter einbauen zu lassen. Ich bin mir seiner Beifallsstürme sicher....;-))

3.3.06

Ein Schwank aus meiner Passagezeit

Gerade habe ich in Boris Blog einen kurzen Eintrag gelesen, der mich an eine eigene Begebenheit erinnerte:

Die Fluglinie Augsburg Airways wurde oft scherzhaft auch die "Augsburger Puppenkiste" genannt.

Zu unchristlicher morgendlicher Stunde fuhren wir auf dem Stuttgarter Vorfeld im Crewbus an einer Maschine der Augsburg Airways vorbei. Dabei erwähnte ich meine Freude darüber, daß anscheinend in Reaktion auf den üblichen Spott, nun neben der Einstiegstüre eines jeden Augsburg Airways Fliegers ein Aufkleber "Official Carrier of Augsburger Puppenkiste" prange.
Daraufhin entsponn sich der folgende Dialog:

Purserette: "Ja, ja, und der Kapitän heisst bestimmt Lukas..."

Flugbegleiterin: "Genau, und der Copilot bestimmt Jim Knopf..."

Kapitän: "Und die Purserette ist dann wahrscheinlich der Drache Maltzahn!"

Es setzte sofortigen Kaffeestreik auf Grund dieser hochdosierten "Charmeattacke" meines Vorgesetzen...;-))